Montag, 8. Dezember 2014
Bath & Bangor
S'mae!

Endlich gibt es wieder Neuigkeiten von mir.
Edit: Da Herr Lücke sehr gut auf öffentliches Anprangern reagiert, gibt es jetzt doch noch ein Bilderrätsel. Die Frage lautet: Wo ist Pony?


In den letzten Wochen habe ich wieder einige tolle Dinge gelernt. Das erste gibt's ganz ohne Kommentar, denn ich finde das spricht für sich:

Dann wieder ein paar Geschichten für Mandys "So bitte nicht, liebe Ersis"-Sammlung, die ich versuche mit ganz vielen Bildern zu erweitern. Mal schauen, was ich so bis Weihnachten zusammen bekomme.
Was man so im Labor alles machen kann: Im Schneidersitz auf dem Boden vorm offenen Chemikalienschrank sitzen (der Boden wird ja schließlich bestimmt ein Mal die Woche gewischt); seine Handschuhe mit den Zähnen ausziehen; sein Handy mit den Handschuhen bedienen; einen Erlmeyerkolben mit Parafilm abdecken und dann das Lösemittel darin kochen; Quecksilbernitrat und -acetat auf dem Fensterbrett lagern - zieht da schließlich genug, das passt schon. Was man nicht machen kann: Die Scheibe beschreiben (höchstoffizielles Verbot von der Sicherheitskomission Chemie - ja, sowas gibt's hier tatsächlich, die sind halt nur komisch).
Dann neues zu meiner Arbeit: Ich habe jetzt tatsächlich angefangen mit meinen spektroelektrochemischen Messungen. Das ist auch alles ganz gut bisher gelaufen und die Messungen laufen immer 14h oder mehr, sodass ich das vormittags dann alles vorbereite, dann starte, meine Daten vom Vortag hole und spätestens halb 3 nach Hause gehen kann zum auswerten. Aber der Weg dahin war beschwerlich. Für alle die Tränen lachen wollen, unbedingt hier weiterlesen, für alle die zu viel Text nicht mögen - schaut euch halt die Bilder an.
Ich war ja schon ziemlich froh drüber das SEC machen zu dürfen, weil es endlich mal was neues war und mein Prof sogar meinte, die hätten nen speziellen Aufbau dafür. Was so gut klang, stellte sich dann als echte Probe für mein Gänseblümchen-Dasein heraus.
Zunächst haben wir 2 Küvetten, davon ist eine schon blind weil von innen angeätzt. Nach ein paar Tests hab ich dann befunden, dass ich die trotzdem nehmen kann, weil die Basislinie zwar höher liegt als normal, aber schön glatt ist. Die Küvetten sind 1mm dick und oben rund, damit man die Elektroden aufsetzen kann. Natürlich passen die so nicht in die normalen Küvettenhalter. Ich hab mir so gedacht, dass Igor nur vergessen hat, mir irgendwelche Plastikaufsätze zu geben. Diese Illusion löste sich auf, als Igor die Küvetten dann schön schräg nach schief in die Halter legte und meinte das passt schon so. Da die Küvetten leider auch zu hoch sind und wir das UV Vis dann nicht schließen können, muss das natürlich abgedunkelt werden und mit was? Richtig, einer alten, sehr knapp gehaltenen, zerknitterten schwarzen Mülltüte. Die kann man natürlich nicht irgendwie am Gerät festkleben, weil ja dann Kleberrückstände zurückbleiben würden. In einem so makellosen Labor ist das natürlich ein untragbarer Zustand. Was macht man stattdessen? Richtig, wahllos zusammengesuchte schwere Dinge auf die Ecken legen und dann geht das schon, egal ob dunkel oder nicht. Und wir messen natürlich im Einstrahlmodus, weil wir zwar 2 Küvetten haben, aber nur ein Platinnetz, und wie jeder weiß ist Platin für UV Vis transparent und würde dadurch natürlich keinen Unterschied machen, aber nur um das Auszuschließen, entscheiden wir uns selbstverständlich für die instabilere Messmethode. Und das Platinnetz, dass tatsächlich noch mit zwei winzigen Fäden am Draht befestigt war, hab ich erstmal so fixiert, dass es auch ein bisschen Kontakt hatte, sonst ist's halt nix mit Stromfluss. Igor kam, nahm die Elektrode in die Hand, ließ sie fallen, Ausgangszustand wieder hergestellt. Als er dann feststellte, dass dieses wackelige Gebilde nicht so gut funktioniert, nahm er die Elektrode (es war Fr) mit nach Hause zum reparieren. Am Mi drauf bekam ich sie dann tatsächlich wieder, weil Igor es dann endlich geschafft hatte, vor 16:30 im Chemtower zu sein, sodass ich noch nicht nach Hause gegangen war. Fazit: am nächsten Fr konnte ich anfangen zu messen und hatte ihn bis dahin auch davon überzeugt, dass ich die Mülltüte festkleben durfte - natürlich mit Klebeband, was nicht wirklich klebt, weil so keine Kleberreste auf dem UV Vis bleiben. Das ist schließlich die Hauptsache. Die Kabel für die Elektroden werden übrigens auch unter der Tüte durchgefädelt, weil es natürlich keinen Einsatz für's UV Vis gibt, um die an der Seite einzuleiten. Ich hab dann ganz großartig aus Papier zwei Halter gebastelt, damit die Küvetten auch aufrecht um Strahlengang stehen, und messe jetzt eiskalt im double-beam weil single halt scheiße aussieht.
Igor denkt sich jetzt tatsächlich auch Dinge aus, die ich noch machen könnte, mal gucken, was ich davon in den zwei Wochen noch schaffe. Der will mich tatsächlich irgendwelche Salze umkristallisieren lassen, das kann er sich mal schön abschminken, hab ich ihm aber natürlich so nicht gesagt. Eventuell titriere ich noch ein bisschen, wenn die Chemikalie bis dahin da ist, und vor Weihnachten ist dann Schluss. Der Countdown läuft. Und ich will auf jeden Fall einen Abschluss in MacGyver-Sciences nach meinem ganzen Einsatz hier!

Jetzt noch was schönes: Am letzten Fr war das Christmas-Dinner der Chemical Society, ein formal und Maskenball. Wir wurden extra mit dem Bus aus Bangor abgeholt und sind bis Llanberis in ein Hotel gefahren. Da hatten sie dann alles zum Thema passend dekoriert und Artisten und Theaterleute haben für die Bespaßung gesorgt. Eine Stunde nach der Ankunft wurden wir alle in den großen Saal zum Dinner geführt, das wirklich extrem gut war. Der kostenlose Wein dafür aber umso weniger. Ich weiß, ich bin keine große Weinkennerin, aber wenn der rosé Wein nach Wein+Birne+Nagellack riecht, zweifle ich trotzdem an der Qualität.
Nach dem Dinner gab es eine Turn- und Theatervorführung, die wirklich sehr schön war. Anschließend blieb Zeit zum tanzen (zwischenzeitlich waren nur Remco, ich und gefühlt alle anwesenden Frauen Ü40 auf der Tanzfläche) und quatschen mit den ganzen Chemikern. Glen, einer der Technicians, verspürte dann auch den Drang mir mehrmals kurz hintereinander im Brustton der Überzeugung mitzuteilen, dass, egal was ich an diesem Abend zu ihm sagen würde, er mich am Montag immer noch grüßen würde. Was der wohl von mir hören wollte?
Eine Tombola gab es dann auch noch. Mögliche Gewinne: Wein, Schokolade, Käse. Remco hat dann für sich, Mea und mich jeweils ein Los gekauft. Mea und ich waren uns absolut einig, dass nur Schokolade als Gewinn in Frage kommt und siehe da:

Halb 1 ging's dann im Bus zurück nach Bangor. Als ich Zuhause war, wollte ich mir eigentlich nur noch schnell nen Tee machen, da tauchten plötzlich alle meine Flatties auf und aus dem Frühzubettehen wurde 4:30. Das war aber auch nötig, denn Emmas (Fast)-Freund kündigte sein Kommen um 3 an und da ich ihn noch nicht kannte, wollte ich ihn natürlich unbedingt sehen. Der gute Junge brauchte dann fast 50min bis zu uns und das in einem Ort, wo NICHTS mehr als 20min entfernt ist. Aber naja, hat sich gelohnt, ich hab ihn für nett und besser als Emmas vorheriges Love-Interest befunden.

Und nun noch einen Bericht zu Daniels und meinem Trip nach Bath.
Nach fünfteinhalb Stunden war ich endlich da, konnte mir das weihnachtlich beleuchtete Bath ein bisschen ansehen und alle Geschäfte, die zwar schon geschlossen waren, aber dafür war auch die Stadt menschenleer, was wir so an diesem Wochenende nicht mehr erleben sollten.
Nach dem einchecken ins Hostel (YMCA - ohne Witz!) konnte ich um 12 auch Daniel vom Bahnhof abholen. Aufgrund der späten Ankunft haben wir dann am Fr auch nichts weiter gemacht außer den neuesten Gossip ausgetauscht. Am nächsten Tag ging's dann los zum Sightseeing. Auf der Agenda standen die Abbey, die Roman Baths, der Circus und jede Menge mittelerfolgreiches Weihnachts-Shopping.

In den Roman Baths haben wir gelernt, wie man Leute stilecht verflucht. Nur einen Brief in Form eines Bleitäfelchens an die Göttin Sulis Minerva schreiben, in die heiße Quelle werfen und fertig. Danach kann man selbstverständlich aus der Quelle trinken oder darin baden. Und wenn man noch nen alten Topf hat, der fast nix mehr ist, dann wirft man den auch in die Quelle und schwups ist er der Göttin geopfert. Sulis Minerva - die Göttin der heilenden Quelle und der unkomplizierten Müllentsorgung.
Außerdem konnten wir einen Schluck des hochgelobten Heilwassers aus der Quelle trinken. Also ich würde ja auch behaupten, dass ich geheilt wäre, nur um nicht noch mehr davon trinken zu müssen.
Dann haben wir noch einen Laden gefunden, in dem man sich seinen eigenen Teddy zusammenbauen kann.

Die kann man dann auch mit Darth Vader oder Belle-Outfits versehen, echt toll. Mareike hatte mir dann hinterher erzählt, dass es so einen Built-a-Bear-Shop auch in Hamburg gibt.
Nachdem wir dann gerade noch so um halb 9 was zu essen bekommen haben, ging's in den Supermarkt. Die Ausbeute seht ihr hier:

Als wir uns 80 min später alles reingequält hatten, hieß es aufbitchen und los zum angeblich größten Club in Bath. Ich hatte uns vorher auf die Gästeliste gesetzt, was uns günstiger reinbrachte, aber bei 25 weiteren Leuten jetzt nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Daniel hat dann aber auch Gefallen am sich peinlich benehmen gefunden, frei nach unserem Motto "Uns kenn keiner und morgen sind wir eh wieder weg". Ich hab dann auch im Club wieder einen Luftballon gefunden, was mich in der Überzeugung bestärkt, dass Daniel und ich ein Luftballon-Karma haben. Wir werden euch auf dem Laufenden halten, wo uns noch überall Luftballons begegnen.
Am nächsten Morgen ging es leicht müde erstmal in die Therme, in die wir am Abend zuvor wegen zu großem Besucheransturms nicht mehr reingekommen waren. Die zwei Stunden planschen haben auch echt gut getan, sodass wir danach noch einen Berg der Aussicht wegen geklettert sind und uns beim verrückten Hutmacher eine Tasse Tee genehmigt haben.
Dann ging's für mich auch schon auf den 5-stündigen Heimweg.

Das war's erstmal von mir, ist ja auch genug Text. Daniel beehrt euch hoffentlich bald mit einem Bericht aus Manchester und dieses WE geht es auf nach Glasgow, davon gibt es dann auch wieder blumige Berichte.

Ta ra!

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